29. Oktober 2017

"Der Alte". Eine späte Fernsehkritik

Im Fernsehen lief "Der Alte", eine Wiederholung im Vorabendprogramm. Poldi fühlte sich vom Phlegma, ad nauseam, vom Stillstand magisch angezogen. Der Alte stand in seinem unmöglichen Mantel einfach herum und versuchte, spitzbübisch auszusehen. Beim Fernsehen, fand Poldi, konnte man besonders gut nachdenken. Er hatte dies auch schon von Ernie gehört, der beim Krimi oder beim Fußball immer einen Notizblock bereithielt. Die "Hitparade der Volksmusik" war ungeeignet für kreative Einfälle, die machte aggressiv. Ebenso Thomas Gottschalk.

Mit dem Alten war es anders. Bei ihm kriegte man gute Gedanken, da löste man Beziehungsprobleme, sprudelten die Ideen für einen Artikel in der Linguistic Research, und zwar meist für den Schlußabsatz, die Pointe. ...


Die zähe, staubige Langsamkeit des Alten, in Trevira 2000, beige, war aufregend. Da klappte eine Tür. Gleich würde das Telefon klingeln. Wieder klappte eine Tür. Da standen zwei Figuren herum, der Alte und Heymann, mit hängenden Armen. Sie redeten in die Luft.

Poldi wartete seit zwanzig Jahren darauf, daß der Alte einmal in T-Shirt und Badehose daher käme, um auf den Tisch zu hauen und "Du Arschloch!!!" zu brüllen. Aber nichts als ölige Lethargie, sirupartige, klebrige Langsamkeit, vergebliches Warten auf den Knall.

Vielleicht wäre auch vorstellbar, daß der Alte bei soviel Schlechtigkeit der Welt einen bösen, wirklich bösen Verbrecher erschösse, wenigstens einen, bitte! Sozusagen stellvertretend für die ganze Ganovenbande, das ganze Verbrecherpack. Oder daß der Alte - zumindest in der irgendwann unausweichlich letzten Folge - selber massakriert würde.

Eckhard Bodenstein: 
Das Ernie-Prinzip. 
Ein Campus-Roman. 
Eichborn 1999, S. 122 f.

Arno F., vor 1 Jahr
Trauriger Abgang für Köster.

funkjoker, vor 9 Monaten
so im Nachhinein betrachtet gefällt mir einfach Kösters unaufgeregte Art an die Sache heranzugehen. Eine Wohltat zu manch Anderen in heutigen Serien.