21. Februar 2017

Ceuta. Offener Brief an Theo Koll

Sehr geehrter Herr Koll,


vor einigen Tagen berichteten Sie über die ersten 500 afrikanischen Migranten, die es geschafft hatten, bis zu sechs Meter hohe Zäune zu überwinden, um in die spanische Enklave Ceuta einzudringen und sich damit den Eintritt in die EU erkämpft hatten. Fotos von bemitleidenswerten Verletzten anbei. Ihr letzter Satz war, sinngemäß: Daran sieht man, daß Mauern und Zäune, mögen sie noch so hoch sein, Migranten nicht abhalten können.

Das war Ihre Ansage in Richtung Donald Trump und seine Mexiko-Mauer, es war Ihr Beitrag zur Anti-Trump-Kampagne der Sender des deutschen Staatsfernsehens.

Die Frage, warum man sie nicht umgehend wieder nach Marokko zurückschickte, stellten Sie nicht: Wer in die EU eindringt, hat Bleiberecht! So sieht es grundsätzlich auch die deutsche Regierung.

Noch bevor man Einzelheiten wußte, was da ablief, wieso auf einmal Hunderte es schafften, in die EU zu gelangen, hätte man wissen können, daß ohne diese bis zu sechs Meter hohen Zäune nicht 500, sondern mindestens 50 000 Illegale in die EU eingedrungen wären. Beispiel dafür ist Deutschland mit seinen offenen Grenzen.

Nun aber gibt es im Figaro eine Information, die Ihre Aussagen als Falschaussagen dastehen läßt, und Sie, der Leiter des ZDF-Auslandsstudios Paris, wollen sie nicht gekannt haben?

Es handelt sich um eine Operation der marokkanischen Regierung, die EU unter Druck zu setzen. Bislang arbeiten beide Seiten zusammen, Personal marokkanischer Behörden hielt die Migranten fern vom Grenzzaun. Dazu ist Marokko aber gegenwärtig nicht bereit. Warum?

Un différend commercial mettant en cause le Sahara occidental a conduit Rabat à laisser passer plusieurs centaines de migrants africains dans l'enclave espagnole de Ceuta, pour faire pression sur l'Union européenne.

Eine die Westsahara in Frage stellender Rechtsstreit, die Einbeziehung der Westsahara in den Handelsvertrag EU-Marokko betreffend, hat Rabat dazu geführt, mehrere Hundert afrikanische Migranten in die Enklave Ceuta durchzulassen, um Druck auf die EU auszuüben.

Googlen reicht aus zu sehen, worum es geht: Der Europäische Gerichtshof trennt die von Marokko beanspruchte Westsahara vom Abkommen EU-Marokko. La Cour européenne de justice dissocie le Sahara Occidental de l'accord UE-Maroc. Der Artikel ist vom 28. Dezember 2016 [nicht mehr online]. Sie haben nicht gewußt, worum es geht? Hier die gleiche Auskunft, fünf Jahre später:

"Westsahara: 
Europäische Justiz [= Justiz der EU] annulliert zwei Abkommen zwischen Marokko und der EU"
Sahara occidental : la justice européenne annule deux accords entre le Maroc et l’UE

Le Maroc joue les migrants contre l'UE. Par Mathieu de Taillac, Le Figaro, 20 février 2017

Es gibt heuer anscheinend auf der Welt nichts mehr, das in den Sendungen des ZDF nicht zur Indoktrinierung der Zuschauer mißbraucht wird.  Sogar die bislang bewährten Krimis auf ZDFneo werden nicht mehr ausgelassen. Ich als Krimi-Fan kann einen nach dem anderen streichen, zuletzt Inspector Lynley, mit Multi-Kulti AgitProp, Sonntag, 19. Februar 2017, 18:45 Uhr.

Denn sie betrügt man nicht. Deutsche Erstausstrahlung: So 01.02.2004 ZDF

Nein, sehr geehrter Herr Koll, die Zuschauer des ZDF lassen sich kaum noch betrügen.