6. Januar 2016

Die unerträgliche Seichtigkeit des Scheins


"Zur Erinnerung an die Opfer des terroristischen Attentats gegen die Meinungsfreiheit, 
begangen in den Räumen von Charlie Hebdo, am 7. Januar 2015"

Update
Weitere Schreibweisen für Georges Wolinski
Le Figaro bringt Einzelheiten über das Versagen der Behörden
Zum Gedenken an die Opfer der Terroranschläge besucht die Politprominez 'ne Moschee

Nicht genug dieser Worte, die nicht den Mord an den elf gelisteten Personen, sondern das Attentat gegen die Meinungsfreiheit beklagen, geht es weiter damit, daß selbst im Tode vier der Karikaturisten ihr Name aberkannt wird. Nur ihr Künstlername zählt.

Jean Cabut alias Cabu
Stéphane Charbonnier alias Charb
Philippe Honoré alias Honoré
Bernard Verlhac alias Tignous

Wer seines Namens beraubt wird, dem wird die Beziehung zu Gott aberkannt.

Das habe ich bereits am 8. Januar 2015, einen Tag nach dem Massaker, im Artikel Michel Houellebecq sieben Jahre vorgezogen kritisiert.

Des Medienklamauks würdig sind unmittelbar und stundenlang nach dem Massaker in und vor Charlie Hebdo allein die vier Karikaturisten Charb, Cabu, Tignous und Wolinski, dann kommt Honoré als fünfter hinzu. Daraus wird der Slogan: Je suis Charlie. Ich bin Charlie. Keiner wird bei seinem Eigen- und Familiennamen genannt. Es ist Charlie Hebdo, comme si de rien n'était, ins Leben und in den Tod übertragene Karikatur, kann man im Artikel Frankreich. Ziel der Massaker sind die Juden lesen, am 10. Januar 2015. Weitere Artikel zum Thema Charlie Hebdo, vor und nach dem Massaker, findet man auf meinem Blog.

Wie staunt man bei der Enthüllung der Tafel für die Charlies, den Karikaturisten Wolinski als einzigen mit vollständigem Namen zu lesen. Warum? Wird er gesondert behandelt, weil er Jude ist? Welche Probleme Frankreich mit Juden hat, sieht man daran, daß es nicht einmal dazu reicht, den Namen korrekt zu schreiben.



Die Regierung Frankreichs inszeniert sich als Karikatur; die Islamisierung, friedlich und gewaltsam, zelebriert sie als Kunstwerk. Dem blauweißroten Kranzabwerfen, Blumenstreuen und Lichteranzünden folgt das Gedenktafelnageln. Es sind insgesamt drei, für Charlie Co., den Polizisten Ahmed Merabet und die vier Opfer des "antisemitischen Attentats" im Hyper Cacher, vom 9. Januar 2015.

Besser kann die vollständige Gleichgültigkeit der Regierung Frankreichs nicht dokumentiert werden.

Update

Nun war Georges Wolinski, der Jude, einer der Antisemiten vom Dienst, im Charlie Hebdo, aber wie es im Leben so ist, man liebt den Verrat, aber nicht den Verräter. L'Indépendant schreibt seinen Namen heute in der Mitte nicht mit "i", sondern mit "a".

Derweil berichtet Le Figaro im Artikel Les enquêteurs à la recherche du donneur d'ordres. Die Ermittler auf der Suche nach den Auftraggebern, über den Zustand der Sicherheitsvorkehrungen in der Redaktion. Der Polizist Franck Brinsolaro, der Leibwächter von Stéphane Charbonnier alias Charb, der auf einer Schwarzen Liste von Glaubenskämpfern firmierte, hat mehrere Eingaben dazu bei seinen Vorgesetzten gemacht. Es gehe dort zu wie im Taubenschlag, c'était une passoire. Seine Witwe klagt jetzt vor Gericht, ihr Mann wäre geopfert worden.

Ein Journalist der Agence Première Ligne hätte im Oktober 2014 dem Chef des für die Sicherheit von Charb zuständigen Dienstes der DGSI mitgeteilt, daß eine verdächtige Person sich bei ihm erkundigt hätte, wo die Redaktion des Charlie Hebdo wäre. Das wurde nicht weiter verfolgt. Der Journalist erkannte nach dem Attentat den Mann wieder, es war Chérif Kouachi, einer der beiden Mörder.

Der Figaro-Artikel, er steht auf den Seiten 4/5,vom 7. Januar 2016, ist im Internet nicht aufzufinden.

Hollande besucht Große Moschee in Paris. Deutschlandfunk, 10. Januar 2016