8. Januar 2015

Michel Houellebecq sieben Jahre vorgezogen


Der Autor ist seiner Zeit gewöhnlich voraus, aber diesmal hinkt er ihr hinterher. Die auf Charlie Hebdo # 1177, am 7. Januar 2015, für 2022 angekündigte Feier des Ramadan wird auf 2015 vorverlegt. Das ist die polit-mediale Kaste Frankreichs und Europas den Muslimen als Wiedergutmachung für ihr Leiden unter den Reaktionen auf den Massenmord ihrer drei Glaubensbrüder an zehn Kuffar schuldig.

Matthias Fornoff gibt es im ZDF Spezial, vom 8. Januar 2015, vor, da sind schon am nächsten Tag, am dem am Morgen in Montrouge ein zweiter Angriff von Glaubenskämpfern stattfindet, nur noch die armen Muslime Thema, die nun noch mehr ausgegrenzt würden. Gezeigt werden dabei Menschen, die vor dem Redaktionsgebäude von Charlie Hebdo Blumengebinde niederlegen. Angeblich steht ganz Frankreich unter Schock und trauert. Fällt es nicht auf, daß unter den im Spezial gezeigten Trauernden keine einzige Person als Muslim zu erkennen ist, also niemand, der etwa nordafrikanisch aussieht oder schwarzer Hautfarbe ist? Kein Kopftuch, keine Djellaba verirrt sich. Muslime trauern nicht.

Islamkritik Spezial? Nicht mit einer Silbe, nicht einmal zaghaft, sondern alles hat nichts mit dem Islam zu tun. Es ist hoffnungslos!

Vom 17. Juni bis 17. Juli 2015 (kann im Riesenreich des Islam um einen Tag variieren), werden Politiker, Kleriker, Vertreter von Nicht- und von Regierungsorganisationen, Islamologen, Terror-Experten und Journalisten, kurz alle, die schon immer nicht so recht wissen, was sie mit Demokratie und Meinungsfreiheit anfangen sollen, den Muslimen ihre Reverenz erweisen, Fastenbrechen werden in die Terminplanungen eingebaut, vom Staats- bzw. Bundespräsidenten bis zum Lokalreporter.

Das Buch Soumission, Unterwerfung ist seit gestern auf dem Markt, einige haben zwar vorab einen Blick hineinwerfen dürfen, sich aber dem Embargo unterworfen und wie Jürg Altwegg die vorweihnachtlichen Verlagsankündigung ausgeschlachtet: Skandal wird jetzt schon inszeniert.

Im Dezember lese ich seinen Artikel nicht. François Bayrou, den José Bové für Führungskräfte, kenne ich vom Wegsehen, das Buch interessiert mich nicht weiter. Michel Houellebecq meint, es sei keine Satire, was weite Kreise der französischen Elite bestreiten. Er sagt zum Erscheinen seines Buches Plateforme, am 27. August 2001, also vor 9/11, und beweist damit seine Kenntnis des Islam:

Dès que l’islam naît, il se signale par sa volonté de soumettre le monde. Sa nature, c’est de soumettre. C’est une religion belliqueuse, intolérante, qui rend les gens malheureux. Von dem Augenblick an, in dem der Islam geboren wird, zeigt er sich durch seinen Willen, die Welt zu unterwerfen. Seine Natur ist es zu unterwerfen. Das ist eine kriegerische, intolerante Religion, die die Menschen unglücklich macht.

Zum Erscheinen des Filmes Fitna, im März 2008, adressieren Muslime einen Brief an Geert Wilders. Er könnte sich heute fast wörtlich an die Karikaturisten wenden, deren Ermordung damit gerechtfertigt wird. Congratulations, Geert. Michel Houellebecq sollte sich ebenfalls in Acht nehmen:

"An Geert, fürwahr, unsere Religion wird bis zum Jüngsten Gericht dieselbe bleiben. Wir sind glücklich, daß es Leute gibt wie Dich, die sich dem Zorn Allahs aussetzen. Wir sind außerdem glücklich, weil es uns tröstet zu wissen, daß es wirkliche Feinde des Islam gibt, so wie Allah es im Koran vermerkt.

Wir sind nicht daran interessiert, dieses oder jenes zu verurteilen, sondern daran, Euch wissen zu lassen, daß der Islam ganz Europa beherrschen wird, einschließlich Deiner Heimatstadt, und die Kopfsteuer wird über Dein Land verhängt werden, alle Ungläubigen in Erniedrigung haltend, bis sie sich dem Islam unterwerfen. Laßt uns daran erinnern, daß Tausende von Muslimen in Deiner Nähe wohnen; so mach´ Dich immer auf das Unvorhergesehene gefaßt.

Gegen Ende Deines Filmes schriebst Du: 'Denn es ist nicht an mir, sondern an den Muslimen selbst, die haßerfüllten Verse aus dem Koran zu entfernen.' Diese Deine Erklärung bestätigt einen Vers im Koran: 'Und niemals werden weder Juden noch Christen von euch angetan sein, bis ihr nicht ihrer Millah folgt (ihrer Lebensart / Religionsform). (Koran 2:120) ...

Du sagtest, 'der Islam will herrschen, unterwerfen und trachtet danach, unsere westliche Zivilisation zu zerstören.' Das ist richtig. ... Wir hassen Euch nicht für Eure Freiheiten, weil wir diese Freiheiten nicht als Wert ansehen, wir hassen Euch Eures Unglaubens und Eures Trotzes wegen. So sei gewarnt, und auch wir werden gewarnt sein. Islam verurteilt Demokratie, Islam verurteilt Christen und Juden, Islam verurteilt die Korruption der Ungläubigen der Welt, und Islam ist gekommen, die Armeen des Unglaubens zu vernichten und die falschen Regierungen und Religionen der Welt zu zerschmettern, um die Menschheit von der Dunkelheit ins Licht zu führen."

Mir ist die Strategie für die weltweite Islamisierung eh schon lange klar, seit mehr als einem Dutzend Jahren schreibe ich mir bei weitreichendem Desinteresse potentieller Leser die Fingerkuppen schwielig. Übertreibung bis Verfolgungswahn einer Rassistin und Rechtsextremen, die beispielsweise im heißen Herbst 2005 muslimische Jugendliche "Sarkozy sale juif!" kreischen hört, dreckiger Jude, während sie laut Untertiteln von Canal+ "Sarkozy fasciste" gerufen hätten. Ein in Paris lebender perfekt französisch agitierender, propagierender und organisierender deutscher Kämpfer gegen Rassismus und für Völkerfreundschaft rät mir, zum Ohrenarzt zu gehen.

Ich kaufe das Buch am Erscheinungstag, gestern, am frühen Nachmittag, und ergattere doch tatsächlich am Bahnhof, im Centre del món, noch eines der drei Restexemplare der letzten Nummer von Charlie Hebdo. "Ich weiß nicht," sagt die Verkäuferin, "aber der Charlie geht heute weg wie warme Semmeln." Ich zucke mit den Schultern. Hinter mir steht schon der nächste Kunde: "Gibt's den Charlie noch?" Die Verkäuferin wundert sich: "Aber sicher, er ist doch heute morgen erst erschienen."

Ich ziehe mit Buch und Charlie ab. Zu Hause erwartet mich ein Meer von Mails mit Artikeln über die Schlächterei an den Redaktionsmitgliedern des Charlie Hebdo sowie an zwei Polizisten. Ein Video zeigt, wie einer der Glaubenskämpfer einen am Boden liegenden Polizisten mit Kopfschuß erledigt.

Ich bin fix&fertig.

Was unter allen Artikeln nicht zu finden ist, das sind die Namen der anderen Toten, außer den insgesamt fünf Karikaturisten wird keiner erwähnt, auch die beiden Polizisten nicht. Schon damit wird klar, was von den meisten Kommentatoren zu halten ist: Nichts. Die Zerstörung unserer Gesellschaft wird reduziert auf Künstlernamen und einen Slogan. JE SUIS CHARLIE = Ich will sofort wirkende Sensationen. Die Übersetzung ins Persische ist auch noch falsch.

Dieselben Journalisten, die meinen, man müßte jedes Jahr am Auschwitztag Namen von dort ermordeten Juden herunterleiern, die kommen nicht auf die nahe liegende Idee, alle zwölf Ermordeten bei ihren Namen zu nennen. Die Karikaturisten haben in der Stunde ihres Todes nicht einmal Anspruch darauf, bei ihren Eigen- und Familiennamen gerufen zu werden.

Wer seines Namens beraubt wird, dem wird die Beziehung zu Gott aberkannt.

Charlie Hebdo : Cabu, Charb, Wolinski, Maris et les autres, tués dans l'attaque. Cabu, Charb, Wolinski, Maris und die anderen beim Angriff getöteten, titelt zum Beispiel Le Parisien. "Die anderen", das sind die restlichen acht ermordeten Menschen. Erst einen Tag später fällt es einigen Medien auf, daß die meisten Namen fehlen, und sie liefern nach: Wer sind die Opfer des Attentats auf Charlie Hebdo? Qui sont les victimes de l'attentat à Charlie Hebdo ?

Es sind Bernard Maris, Volkswirt und, in der letzten Nummer, Rezensent des Buches von Michel Houellebecq, die Karikaturisten Jean Cabut alias Cabu, Georges Wolinski, Bernard Verlhac alias Tignous, Stéphane Charbonnier alias Charb und Philippe Honoré, Franck Brinsolaro, der für die Sicherheit von Stéphane Charbonnier zuständige Polizist, Elsa Cayat, Psychoanalytikerin und Kolumnistin, Mustapha Ourrad, Korrektor, der Hausmeister Frédéric Boisseau, Michel Renaud, der zu Besuch anwesende Gründer des Festivals von Clermont-Ferrand, sowie der Polizist Ahmed Merabet, der im Viertel auf Streife ging.

Mögen sie in Frieden ruhen.

Siehe da, unter den Opfern befinden sich auch zwei Muslime, was nirgends erwähnt oder gar besonders kommentiert wird, einer von ihnen ist der am Boden erschossene Polizist. Der verletzte Mann soll dem Mörder noch etwas zugerufen haben. Vielleicht: Ich bin hier nur zufällig, ich habe nichts mit Charlie Hebdo zu tun? Oder: Laß mich leben, ich bin dein Glaubensbruder?

Auch auf Michel Houellebecq und sein Buch wird nirgends Bezug genommen. Immerhin handelt die letzte Charlie-Nummer davon in zahlreichen Texten und Karikaturen. Ganz zu Anfang, in den ersten Kommentaren lese ich darüber, und ob das Attentat der Glaubenskämpfer bewußt auf den Tag gelegt wurde, an dem das Buch in den Handel kommt. Ich vermisse nur noch den Vorwurf an den Verlag, der hätte den Massenmord werbewirksam inszeniert. Das ist ungeheuerlich? Heutzutage ist alles möglich, man lese die Verschwörungstheorien im Internet.


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