5. Juni 2012

Israel. Jagd auf Migranten in Tel Aviv


In der WELT berichten dpa/pku über Fremdenhaß in Israel. Hintergrundinformationen dazu? Keine! Es reicht dem Blatt aus dem angeblich juden- und israelfreundlichen Springer-Verlag - Witwe Friede Springer durfte eben die Lobrede des Henryk M. Broder für ihre Verdienste um die deutsch-jüdische Aussöhnung entgegennehmen -, die Sorgen der Israelis über die angestiegene Kriminalität als unbegründet hinzustellen, oder was heißt "Ausländer angeblich für Kriminalität verantwortlich"? Wenn man auch nur ein wenig mehr erfahren will, muß man in den vier übriggebliebenen Kommentaren der abgeschalteten Kommentarfunktion suchen. Andrek meint: "Wer solche Massen einwandern läßt, nimmt sowas billigend in Kauf!!!"

In einem Artikel, vom 29. Juni 2003, veröffentlicht auf HaGalil, habe ich unter dem Titel "Skinheads und Neonazis in Israel: Die israelische Einwanderungspolitik und die Folgen" über Zusammenhänge von Fremden- und Judenhaß mit der Einwanderungspolitik der israelischen Regierung berichtet. An dem in Israel auftretenden Antisemitismus und Rassismus haben vor allem die in den letzten Jahren mit offenen Armen vom Staate Israel aufgenommenen nichtjüdischen Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion Anteil. Etwa ein Fünftel der isralischen Bevölkerung kommt aus Rußland.

Oren Geller berichtet über das Problem im FOCUS, vom 6. April 2007. Immerhin!

Geschätzt wird, daß insgesamt 200 000 bis 300 000 nichtjüdischer Russen nach Israel eingewandert sind. Derartige Emigranten wandern allein auf Grund der wirtschaftlichen und politischen Lage in Rußland von dort aus, und zwar vornehmlich in die USA, nach Israel und nach Deutschland. Sie beschaffen sich vor Ort auf dem Schwarzen Markt einen "jüdischen" Paß, mit dem sie in Israel einreisen. Die Sowjetbürger haben auf Grund des föderalen Charakters der Sowjetunion neben ihrer Staatsangehörigkeit noch eine eigene Nationalität in ihrem sowjetischen Inlandspaß verzeichnet. Bei Armeniern steht dort beispielsweise "armenisch", und bei Juden "jüdisch", obgleich sie keine Nation in dem Sinne bilden. Jude ist in der Sowjetunion, wer einen jüdischen Elternteil hat. Ihm wird das in den Paß geschrieben, was ihm in der Sowjetunion nichts als Nachteile einbringt.

Auf israelischen Neonazi-Seiten posieren die Kinder dieser Einwanderer als bewaffnete Skinheads im Hitlergruß vor einem Militärlager, antisemitische und antiarabische sowie gegen Arbeitsmigranten gerichtete Texte füllen die Seiten.

Die gewalttätigen Ausschreitungen gegen illegale Einwanderer werden heute wahrscheinlich aus russischstämmigen Kreisen der ärmeren Stadtteile Tel Avivs kommen. In der WELT läse ich gern, ob diese Vermutung richtig ist. Der reißerische Artikel paßt besser in die BILD, am besten direkt unter die Laudatio für Friede Springer, als Rotationshilfe für Moses Mendelssohn, in seinem Grab.