26. April 2012

ZDF. Kabarettist Georg Schramm


Wie dumm, unwissend und/oder bösartig muß man sein, um im ZDF auftreten zu dürfen? Eine Freundin schickt mir ein Video aus der "Anstalt" des Urban Priol, nicht neu, aus dem Jahr 2008, aber mit aktuellen Kommentaren ebensolcher dummen, unwissenden und/oder bösartigen Personen versehen, wie der Kabarettist eine ist. Vor zwei Monaten postet den vorläufig letzten diekritischesusi. Susi Sausewind ist reichlich unterwegs bei YouTube.

Der Insasse der "Anstalt" Georg Schramm ist Offizier der Reserve; er tritt bis Mitte 2010 im ZDF entweder mit steifem angewinkelten Arm und dickem schwarzen Handschuh auf oder in Bundeswehruniform. Daran schließt sich die Frage, mit welchem Recht ein deutscher Bürger sich in einem solchen Kostüm bewegt.

Im Internet fragt ein grundwehrdienstleistender Gefreiter, ob er seine Uniform auch zivil tragen dürfe, und er bekommt die Antwort: "Während du die Uniform anhast bist du Vertreter dieses unseres Staates ... das sollte eigentlich schon alles sagen." Ein anderer meint: "Von öffentlichen Auftritten würd ich aber abraten ... da ziehste dir nur verdammt viel Ärger mit an Land. Und schon mal gar nicht in die Disko oder sowas."

Einer ergänzt: "wenn du zb als zivilist auf fasching als 'soldat' gehen willst, musst du alle abzeichen entfernen und sogar die deutschlandflagge."

Ein Soldat, "Vertreter dieses unseres Staates" sollte also nicht in Uniform in die Disko gehen, beim Fasching keine Deutschlandflagge auf der Uniform tragen, ein Kabarettist aber, der nicht in der Bundeswehr dient, darf in tressenbesetzter Uniform und mit dem deutschen Bundesadler die Bundeswehr in der öffentlich-rechtlichen Anstalt ZDF lächerlich machen?

Fällt das unter Freiheit der Kunst?

Das Tragen der Uniform außerhalb eines Wehrdienstverhältnisses regelt § 4a des Soldatengesetzes. Es geht dabei um aus dem Wehrdienst ausgeschiedene Soldaten. Die Verordnung über die Berechtigung zum Tragen der Uniform außerhalb eines Wehrdienstverhältnisses bezieht sich ausschließlich auf Soldaten und ehemalige Soldaten, ein Tragen der Uniform durch einen Offizier der Reserve zum Lächerlichmachen der Bundeswehr ist nirgends vorgesehen. Der Mißbrauch des Tragens von Uniformen oder solcher Kleidungsstücke, die ihnen zum Verwechseln ähnlich sehen, ist in § 132a (1) 4. des StGB geregelt, er wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe geahndet.

Es handelt sich nicht um Mißbrauch, wenn der Offizier der Reserve Georg Schramm seine alte Uniform aus dem Schrank nimmt und so verkleidet Lügen über den Iran und Israel verbreitet?

Er fährt seinen Zeigestock aus und demonstriert unter beifälligem Gelächter des Publikums, wo ein demnächst von Israel mit amerikanischer Unterstützung auf den Iran geführter Luftangriff stattfinden werde. Zu der Zeit ist George W. Bush US-Präsident, es ist vier Jahre her. Lehren aus dem Irakkrieg seien zu ziehen, und nun kommt er zu dem Ausspruch des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad:

"Israel muß von der Landkarte getilgt werden - falsch!!"
"Das Besatzungsregime Israels muß Geschichte werden - richtig"

Der Kabarettist weiß auch, daß der "richtige" Satz eine völkerrechtlich korrekte Forderung sei. Der Offizier der Reserve blamiert die Bundeswehr mit Einverständnis des öffentlich-rechtlichen ZDF, in dem er beweist, daß er vom Völkerrecht keine Ahnung hat, und was ein Besatzungsregime ist, das definiert er zeigestockschwingend "mit flinker Lippe".

Experten können über die Aktivitäten des Iran zur atomaren Bewaffnung herausfinden, was sie wollen, die Regierenden im Iran können von der Vernichtung Israels reden, wo, so oft und in welcher Form auch immer sie wollen, von der Generalversammlung der Vereinten Nationen über Holocaust-Konferenzen bis zu Ansagen auf Straßenschildern (Foto), hier vorm Gebäude des Bassidji-Widerstandszentrums der Ghoweh-Ghasaieh, der Gerichtsmachtmobilisierung des Bassidji-Widerstandsbezirks der Ministerien und Ämter: isra´il bayad az safhe-e ruzgar mahv shavad. Israel should be wiped out of the face of the world, Israel sollte von der Erdoberfläche getilgt werden, der Satz ist aus dem Persischen angeblich nicht richtig übersetzt. Der Begriff, auf dem diese Behauptung beruht, ist die "Landkarte", the map. Davon hat Mahmud Ahmadinejad tatsächlich nicht gesprochen, und auch das Transparent vor dem Teheraner Ministerium schreibt nichts von einer Landkarte, sondern vom "Gesicht der Welt", also der Erdoberfläche.

Dan Meridor, der Stellvertretende Ministerpräsident Israels, stimmt in einem Interview mit Al-Jazeera mit den Kritikern überein: Mahmud Ahmadinejad habe nirgends erklärt, daß er plane, Israel auszulöschen, von der Landkarte auszuradieren, auch nicht auf der Teheraner Konferenz "Welt ohne Zionismus". Es handelt sich vielmehr um eine Metapher, die vom Persischen nicht einfach ins Englische übersetzt werden kann, und ob es sich um eine Drohung oder eine Voraussage handelte, sei ebenfalls nicht klar.

Solchen Feinheiten der orientalischen Sprachen sind den Deutschen schon durch die Mubahala, das "Haßgebet", gegen den Orientalisten Hans-Peter Raddatz und die "Todeswünschung" gegen Thilo Sarrazin begegnet. Muslime kennen ihren Koran, sie lesen die Drohung und Aufforderung selbstverständlich mit, Bürger westlicher Gesellschaften erkennen sie nicht, weil sie nicht unserer Kultur entsprechen.

Allerdings haben sowohl Mahmud Ahmadinejad als auch Ayatollah Ali Khamenei wiederholt erklärt, Israel sei ein unnatürliches Geschöpf, das nicht überleben werde, es befinde sich am Rande des Zusammenbruchs. Ali Khamenei vergleicht Israel mit einem Krebsgeschwür, das man wegschneiden müsse, der Iran unterstütze jedes Land, jede Gruppe der Welt, die Israel bekämpfen, erklärt er am 3. Februar 2012. So würde zur Genugtuung des Offiziers der Reserve Georg Schramm selbstverständlich auch das "Besatzungsregime Israels" Geschichte.

Und wenn schon der Begriff "Regime" eingeführt wird, dann eben nicht im westlichen Sinne gebraucht als nicht legitimierte Regierung, gemeint ist nicht ein Regime Israels, regiert von der Koalition des Benjamin Netanyahu, sondern das Regime Israel, "das Regime, das Jerusalem besetzt", und das ist, wie auch auf dem Fatah-Kongreß vom August 2009 von Mahmud Abbas im Beisein von Vertretern sozialistischer und sozialdemokratischer Parteien Europas gefordert, ganz Jerusalem, nicht etwa der gewöhnlich vom Westen zum arabischen Besitz erklärte Ostteil.

Das aber muß ein Bundeswehr-Clown nicht wissen, der darf gern dumm und bösartig daherschwätzen, es scheint ganz im Sinne des aus Zwangsgebühren finanzierten ZDF.

Schade, daß Georg Schramm nur noch Theater spielen will, im Theater machen ist er besser und für Judenhasser und Israelfeinde nützlicher.