16. Oktober 2011

Occupy Wall Street. People of the world, rise up on October 15th!

Es ist krank, wie die französischen MSM die Occupy Wall Street Bewegung in jedem ihrer Artikel als Aufstand der "indignés", der "Empörten/Entrüsteten/Indignierten", immer in distanzierenden Anführungsstrichen, des Stéphane Hessel bezeichnen und als französische Erfindung zum Ruhme Frankreichs herausstellen. Wie das gesamte Pamphlet Indignez-vous ! deutlich macht, geht es seinem Autor weniger um politische Aktion, sondern er appelliert vielmehr an Ressentiments.

Nachtrag:

Das ZK der KPdSU hätte es nicht zu träumen gewagt! Der bei Adbusters verlinkte RT.com sendet von Moskau aus. Die Korrespondentin, die aus Madrid berichtet, heißt Irina Galushko. Ahnt jemand, wer das finanziert? Rußland im Verbund mit dem Iran, wo offensichtlich niemand protestieren soll, denn der Aufruf auf persisch fehlt. Zwar gibt's den russisch, aber dort wird man ja schnell fertig mit Menschen/Leuten, die für ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Rechte demonstrieren. Die Ansage auf russisch ist klar, nicht Russen, sondern andere sollen raus auf die Straßen der Welt kommen und Chaos säen.
<Nachtrag Ende>

Empörung hat nie eine Ursache in der Wirklichkeit, sondern sie ist eine mit Worten oder Taten anderer bewußt oder unbewußt aktivierte menschliche Wallung, die im jeweiligen Menschen vorhandene Ressentiments entfaltet, ihm zusätzliche eingibt, die seine Vernunft außer Kraft setzen und ihn damit lähmen. Die dreißig Seiten Empörung gelesen, und das war's, genug der Aufregung! Wo ist mein Bier?

Stéphane Hessel hat das nach seinem unerwarteten weltweiten Erfolg erkannt, die Gelegenheit genutzt und ein weiteres Pamphlet nachgeschoben: Engagez-vous ! Engagiert Euch/Setzt Euch ein! Der angebliche Mitverfasser der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: "La jeune génération manifeste peu de résistance par rapport à ce qui la scandalise et contre quoi elle devrait réagir", déplore-t-il. "Die junge Generation bringt wenig Widerstand zum Ausdruck demgegenüber, was sie schockiert/empört, und wogegen sie sich wehren sollte, beklagt er." Es fehlt ihm die eindeutig aufhetzende Komponente, die er mit seinem neuen Werk nachliefert.

Die Aktivitäten der "engagés" aber möchte ein staatstragendes MSM wie Le Figaro nicht unterstützen, wohl aber das zu politischen Zwecken eingesetzte Ressentiment, das sich vor allem gegen die USA richtet: Occupy Wall Street! Elf Artikel handeln davon, und die Leser erfahren, daß auch der amerikanische Milliardär George Soros, geschätzte 22 Milliarden Dollar Vermögen, Förderer und Finanzier des Barack Obama, auf Seiten der Indignés de Wall Street ist, einer der größten Profiteure dieser Institution. Gleichzeitig macht der Figaro damit klar, daß es sich um Proteste gegen das "raffende" US-Kapital handelt und nicht etwa gegen das "schaffende Kapital" Frankreichs. Die Demagogie des Figaro ist subtil, jeder einzelne Mitarbeiter, der die "indignés" in diesem Sinne instrumentalisiert, ist sein Gehalt wert.

Die Zeitung dient den Interessen Frankreichs, ohne sich die Finger schmutzig zu machen, etwa als Hetzer und Unruhestifter angeklagt zu werden und gar Frankreich hineinzuziehen in die Anklage. "Auch [der Präsident der Europäischen Zentralbank Jean-Claude] Trichet versteht die 'Empörten'," titelt das Blatt. Frankreich ist mit den "Indignés", heißt das, wir wollen auch, daß die USA entmachtet werden! "Das schwarze Schaf der 'Empörten' ... gibt ihnen teilweise recht". Der Bock geht in zwei Wochen in Pension und bereitet seine Beratertätigkeit beim Staatspräsidenten zur Einführung der Transaktionssteuer vor, wider das "raffende Kapital der Wall Street". Das ist alte französische Tradition, eines Adolf Hitler hat es dazu nie bedurft; der nationale Sozialismus reicht heute vom Parti Communiste über Arnaud Montebourg bis zum Front National.

Nirgends auf der offiziellen Website von Global Change, in keiner Sprache, ist die Rede von s'indigner oder les indignés, sondern davon, daß sich in 951 Städten, in 82 Ländern, die Massen erheben, sich mobilisieren, sich bewegen, die Straße erobern. Es ist die Aktivistengruppe um den Herausgeber der anti-Konsum-Zeitschrift Adbusters Kalle Lasn, aus Vancouver/Kanada, der fasziniert ist von den großen Versammlungen auf dem Tahrir-Platz von Kairo und meint, dafür wäre Nordamerika ebenfalls reif. Er ist es, der Occupy Wall Street schon im Februar 2011 initiiert, schreibt cyberpress.ca. Der Protest kommt aber nicht in Gang: Aucune reponse. Keine Antwort. Im Mai 2011 begeben sich der 38-jährige Vlad Teichberg, Sohn russisch-jüdischer Dissidenten, die seit 1982 in den USA wohnen, Mathematiker und bis 2002 Derivatenhändler der Wall Street, und seine aus Madrid stammende Ehefrau Nikki Schiller, vom Internationalen Komitee der spanischen Demonstranten, nach Madrid, zur Puerta del Sol, die dortigen Proteste der indignados, der Empörten, zu organisieren und darüber zeitnah zu berichten. Nikki Schiller kriegt sich nicht ein vor Begeisterung darüber, wie sich die Bewegung ausgeweitet hat. Daraufhin organisiert Adbusters den nächsten Versuch und sieht den Beginn für den 17. September 2011 vor. Schon besser, das Unternehmen läuft allmählich an. In Barcelona findet vom 15. bis 18. September 2011, das Hub Meeting des Protestnetzwerks statt, geplant analog zu dem in den USA. Der Name Stéphane Hessel kommt nicht vor, wohl aber die Spanish acampadas, das spanische Lager. Das Pamphlet Indignez-vous ! sieht solche Aktivitäten nicht vor, der Empörte ist indigniert und das ist alles. Engagez-vous ! kommt erst im März 2011 heraus, da laufen die bei Adbusters, in Vancouver, zentralisierten Pläne schon lange ohne ihn.

Nikki Schiller, española que hace parte de 'los indignados' en Nueva York, habla con la W Radio. Nikki Schiller, eine Spanierin, die Teil ist der 'Empörten' von New York, spricht mit W Radio, am 30. September 2011. Vier Wochen nach Beginn der Proteste, vom 17. September, ist Vlad Teichberg einer der Mitbegründer von GlobalRevolution.TV, Occupy Wall Street's own TV. Adbusters ist ein weiterer Mitbegründer. Die Weltrevolution kann beginnen, ihr Erfolg über GlobalRevolution.TV verbreitet werden. Naomi Klein, Lech Walesa, Michael Moore, Noam Chomsky und viele andere alte Bekannte unterstützen sie: Gegen die Macht der Hochfinanz, gegen das "raffende Kapital". Die Welt rebelliere gegen die Eliten, sie sei am Rande eines großen Umbruchs, prophezeien US-Journalisten wie Thomas Friedman. Die Bewegung soll $150 000 gesammelt haben, "nur Privatspenden, versteht sich," ironisiert cyberpress.ca.

Was machen da ein paar Ausschreitungen? Die Regierung habe die Jugendlichen dazu gezwungen, sich so zu verhalten, sich mit Schals und Gesichtsmasken zu vermummen und alles zu zertrümmern, was ihnen unterkomme, zitiert L'Indépendant eine 23-jährige Demonstrantin aus Rom (nicht online). Das wird Eugen Sorg interessieren, diesen Rousseauschen Ansatz immer&immer wieder als Vorwand von und als Entschuldigung für Menschen zu finden, die allein die Lust am Bösen antreibt. "Eine einzige Lösung, die Revolution!" skandieren laut Le Figaro die Demonstranten und zerstrümmern en passant Vitrinen von Banken, fackeln Autos ab und versuchen, ein Luxushotel zu stürmen. Wie diese Horden irgend etwas Revolutionäres erreichen könnten, bleibt ihr kleines Geheimnis, aber die MSM Frankreichs lieben ihre Terroristen, sie verbreiten den Hauch von Freiheit und Abenteuer. Derweil flüchten sich die verschreckten Touristen der heimgesuchten Städte von den Straßen.

Das soll Adèle Smith, New York-Korrespondentin des Figaro, nicht hindern, wiederholt zu betonen, daß Occupy Wall Street von Stéphane Hessel inspiriert worden sei, der am 28. und 29. März 2011 in Madrid und Barcelona zur Vermarktung seines Pamphlets ¡Indignaos! und zum Agitieren vorbeigeschaut hat: C'est lui a importé d'Espagne aux États-Unis le mouvement des "indignés", meint sie. So sieht es auch der Deutschlandfunk. Die Funktionäre der von Vancouver ausgehenden Kampagne aber betrachten sich als animiert vom "arabischen Frühling".

Adèle Smith, anstatt sich in Grund und Boden zu schämen, scheint voller stolz zu sein ob der Rolle Frankreichs und des Botschafters Stéphane Hessel, der nächste Sturm auf die Bastille steht unmittelbar bevor. In Barcelona marschiert der Protest der multitud de indignados, vom 15. bis 18. September 2011, unter dem Motto: ¡Nada que perder, todo por ganar! Nothing to lose [sic!], everything to win!

Die für den Protesttag, am 15. Oktober 2011, ausgegebenen Slogans lauten:

People of the world, rise up on October 15th!
Peuples du monde, mobilisez-vous le 15 octobre !
¡Tomemos las calles del mundo el 15 de octubre!
Menschen der Welt, mobilisiert Euch am 15. Oktober!

Italienisch, polnisch, portugiesisch, spanisch: "Nehmen wir am 15. Oktober die Straßen der Welt ein!"
Arabisch: "Wir sind am Tag des 15. Oktober alle da, um die Welt zu verändern!"
Griechisch, finnisch: "Menschen der Welt, erhebt Euch am 15. Oktober!"
Hebräisch: "Menschen der Welt, wacht auf und steht auf!"
Hindi: "Menschen der Welt, wacht auf am 15. Oktober!"
Kroatisch: "Vereint Euch am 15. Oktober für die Weltveränderung!"
Russisch: "Komm am 15. Oktober raus auf die Straßen der Welt!"
Türkisch: "Völker der Welt, empört Euch/revoltiert am 15. Oktober!"
Ungarisch: "Weltbevölkerung steh am 15. Oktober auf!"

Die französische Übersetzung wendet sich in linksradikaler Tradition des Mouvement contre le racisme et pour l'amitié entre les peuples (MRAP) an die "Völker der Welt", das national-sozialistische Element ist eingebaut. Im Englischen heißt es "Menschen/Leute der Welt", so ist der Text ins Deutsche, Griechische, Finnische, Hebräische, Indische übersetzt.

Japanisch und koreanisch sind nicht abgebildet, persisch soll sich besser niemand erheben, empören oder revoltieren. Das wäre auch sehr gefährlich, oder ist dort etwa schon der Sieg errungen, oder unterstützt die iranische Regierung die Kampagne? Es würde nicht wundern, ihr Sender Iran PressTV ist voll von Berichten darüber. Man gebe dort "Occupy Wall Street" in die Suchfunktion ein.

Auch in Deutschland haben "Menschen der Welt" demonstriert, auch in Deutschland sympathisieren Politiker von der Linken bis zur CDU mit den Protesten gegen die Finanzmärkte. Sie halten das, man mag es kaum schreiben, für den Beginn einer "neuen Demokratiebewegung", berichtet die ZEIT. "Proteste gegen die Macht der Banken und Finanzmärkte", die unterstützt die SPD. Zu Franz Münteferings Zeiten heißen die "Heuschrecken". Die Linken fordern die Verstaatlichung der Banken. Die Abwicklung der DDR hat sie nichts gelehrt. Der nationale Sozialismus ersteht in neuem Gewande.