21. Oktober 2011

Katar, arabischer Rückhalt für die Beseitigung des Diktators

Das steinreiche Emirat war beteiligt an der von der NATO koordinierten militärischen Intervention


Von Beginn der libyschen Krise an hat das Scheichtum von Katar sein ganzes finanzielles und diplomatisches Gewicht eingebracht, um Muammar Gadhafi zu "neutralisieren". Hinter dem Premierminister Hamad Bin Jassim Bin Jabr at-Thani - in den Ministerien genannt HBJ - hat sich die sehr rege katarische Diplomatie zuerst bei den Staaten der Arabischen Liga zum Verfechter der am 17. März 2011 verabschiedeten UN-Resolution Nr. 1973 gemacht, die eine ausländische Intervention in Libyen gestattete. Zehn Tage später anerkannte Doha den Nationalen Übergangsrat (NTC), das politische Organ der Rebellion. Katar brachte so den arabischen Rückhalt ein, der 2003 bei der amerikanischen Intervention im Irak fehlte. Aber Doha hat dort nicht halt gemacht.

Eine Unterstützung der radikalen Muslime

Das winzige aber steinreiche Emirat am Golf ist gemeinsam mit den Vereinigten arabischen Emiraten der einzige arabische Staat gewesen, der an der Seite der von der NATO koordinierten militärischen Intervention teilgenommen hat. Doha, dessen Armee zu 75 Prozent von Frankreich ausgerüstet ist, hat der Organisation fünf ihrer zwölf Mehrzweckkampfflugzeuge Mirage 2000 zur Verfügung gestellt und hat in Höhe von mehreren Millionen Dollar die Ausbildung der Rebellen finanziert, die oftmals wenig erfahren waren. Auch hat Katar unter der Hand den Aufständischen mehr als 20 000 Tonnen Waffen geliefert, vor allem Panzerabwehrraketen. Eine Unterstützung im Einvernehmen mit den USA und den wichtigsten westlichen Staaten, darunter Frankreich.

In Libyen hat Katar eine Seite gegen eine andere gewählt. Bis dahin verstand sich die Diplomatie von Katar zuerst vermittelnd. Im Libanon, in Palästina oder in Darfour, Katar hat immer versucht, die Protagonisten eines Konfliktes um ein und denselben Tisch zu vereinen. Auf die Gefahr hin, den Spagat zu betreiben. Der Emir Scheich Hamad al-Thani ist der persönliche Freund des Hamas-Chefs im Exil Khaled Meshaal, und gleichzeitig ist Katar das einzige arabische Land, das - zumindest bis Mitte der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts - ein israelisches Handelsbüro beherbergt hat, ohne Frieden mit Israel geschlossen zu haben. Doha beherbergt ebenfalls die wichtigste amerikanische Militärbasis im Nahen Osten bei gleichzeitigen herzlichen Beziehungen zum Iran. Aber mit der libyschen Krise hat Doha auf seine Neutralität verzichtet, um sich vollständig hinter die neuen Autoritäten zu stellen. Und dazu hat Katar sein Fernsehen al-Jazeera eingesetzt, das Instrument seiner vorausschauenden Diplomatie, die die anti-Gadhafi-Revolte getragen, sogar erweitert hat. Es ist auch in Katar, wo sich der durch die Rebellen gegründete und durch das Emirat Katar teilfinanzierte libysche Sender al-Ahrar niedergelassen hat. Und es ist auch in Doha, wohin sich der ehemalige Geheimdienstchef Gadhafis General Moussa Mouhammad Koussa geflüchtet hat.

Aber letzten Endes schien die Hilfe Katars ein wenig zu sehr zugunsten der radikalen Muslime zu neigen. Ein großer Teil der von Doha verschickten Waffen ist schließlich nicht an die Kämpfer des NTC, sondern an die fundamentalistischen Milizionäre, unter ihnen Abdel Hakim Belhaj, diesen alten Glaubenskämpfer, der Chef der Militärregion von Tripoli geworden und Ende August siegreich in das alte Hauptquartier von Gadhafi eingedrungen ist, eine Kamera von al-Jazeera an seiner Seite.

Le Qatar, caution arabe à la disparition du dictateur
Par Georges Malbrunot, Le Figaro, 20 octobre 2011

Katar, arabischer Rückhalt für die Beseitigung des Diktators
Islamisten von mir übersetzt als "radikale Muslime"
Übersetzung: Dr. Gudrun Eussner